Freitag, 28. Februar 2014

Jetlag-Bewältigung

Nach 13 Stunden Flug und fast 48 Stunden auf den Beinen ist Andi zurück von seiner Woche in einer ganz anderen Welt. Er schwört auf ein kurzes Jogging zur Jetlag-Bewältigung. Etwas Bewegung an der frischen Luft entspannt die vom langen Sitzen gestauten Beine und hilft beim Zurückfinden in den normalen Tagesrhythmus.
Unterwegs im Schneckentempo erzählt er mir von seinen exotischen Trainings entlang des Singapore Rivers und um die Marina Bay. Nur schon die dort erlebten Sommertemperaturen lassen beim Joggen durch den Nieselregen etwas Neid aufkommen...






Aber auch ich habe einen Grund begeistert zu sein. Vor ein paar Wochen legte ich mir den neuen On Cloud anstelle der ausgetretenen Nike free als Freizeitschuh zu. Spontan entschliesse ich mich, diesen heute zum Joggen auszuführen, und der erste Eindruck ist genial! Der mit 200 g federleichte Schuh sitzt dank der elastischen Schnürsenkel wie angegossen und bietet noch mehr Laufen-wie-auf-Wolken-Gefühl als der Cloudsurfer. Mein Rücken macht heute gut mit. Morgen werde ich den Cloud über eine etwas längere Distanz testen.

5.1 km Jogging 6:11 Min./km / Puls 120
+/- 45 hm / 3° Nieselregen
Track http://connect.garmin.com/activity/452765760

Donnerstag, 27. Februar 2014

Läuft - läuft nicht -

läuft doch - läuft doch nicht...
Als ob ich ein Ball wäre, der auf den Wellen schaukelt, erscheinen mir momentan meine Trainingswochen - ein ständiges Auf und Ab.
Ein h
arziger Longrun am Samstag, nicht enden wollender "Flow" beim langen Sontags-Jogging, flinke Beine beim geführten Training auf dem "Ho Chi Minh-Pfad". Heute unterwegs auf der gewohnten, möglichst flachen Umkehrstrecke wie angeworfen wieder Sand im Getriebe - ein fieses Stechen im unteren Rücken.
So habe ich mir den Einstieg in den Notfall-Plan auf den Zürich Marathon hin nicht vorgestellt! Wo ist der Off-Knopf um diese Berg- und Talbahn auszuschalten? Yoga-Übungen, Triggerpunktmassage mit dem Tennisball und Physio haben sie noch nicht zum Stehen gebacht.

19.0 km Longrun 5:36 Min./km / Puls 135
+/- 150 hm / 6° leicht bewölkt, leichter Wind
Track http://connect.garmin.com/activity/452201222

Dienstag, 25. Februar 2014

Auf dem legendären Emmendamm

Letzten Sommer hatte ich anlässlich des Nachtmarathons Bieler-Lauftage-Luft geschnuppert, und im Ziel in Oberramsern angekommen, wäre ich am liebsten mit den 100 km Läufern weitergelaufen. Ich hoffe, dass ich das Abenteuer 100er irgendwann wagen darf, und finde es faszinierend, immer mal wieder ein Stück der 100 km Strecke zu erkunden.
Meine Freundin Jeannine steckt schon Mitten im Training für diesen klassischen Ultralauf. Ich war sofort Feuer und Flamme, als sie mich auf das geführte Nacht-Lauftraining auf der legendären Emmendamm-Strecke aufmerksam machte. 


Um halb acht Uhr schart sich eine kleine Gruppe von knapp 20 Läufern am Bahnhof von Alchenflüh bei Kirchberg um den Top-Läufer Rolf Thallinger und den Laufcoach Matthias Klotz. Während wir auf ein paar Nachzügler warten, gibt es erste spannende Infos zur Lauftechnik für die anspruchsvolle Strecke, die uns erwartet. Ich bin sehr gespannt auf diese Abenteuer, und die Kälte lässt mich nervös von einem Bein aufs andere hüpfen.



Als es losgeht wird uns schnell warm. Wir erwischen den "Schnellzug" der beiden Gruppen. Flotter als im 5er Schnitt werden wir um ein paar Hausecken durch Alchenflüh zur 100 km-Strecke und vorbei am hell beleuchteten Fussballplatz hinaus in die Dunkelheit der Nacht geführt. Brausend rauscht die Emme über eine Schwelle, und wir folgen dem Fluss bis zur Brücke bei Aefligen auf einem recht gut begehbaren Naturweg.



Nach ein paar Kilometern gibt es unterwegs einen Info Block. Versorgt mit vielen wertvollen Tipps und Tricks reihen wir uns zuhinterst im Feld ein. Wir wollen den anspruchsvollen "Ho Chi Minh-Pfad" möglichst authentisch in einem Tempo laufen, das in der Nacht der Nächte mit 55 Kilometern in den Beinen noch möglich sein könnte.



Auf der Krone des Hochwasser-Schutz-Dammes können wir das eben Gehörte sogleich anwenden. Wir versuchen es mit einem Hauch mehr Kniehub, um die Füsse gut über eventuell unter Laub verborgene Hindernisse zu heben, tänzeln mit kurzen Schritten eher in Vorfuss-/Mittelfuss-Technik dahin und stellen die Stirnlampen-Lichtkegel optimal auf Fernsicht ein, erspüren die Unebenheiten mehr, als dass wir sie mit den Augen suchen.

Meist läuft es sich überraschend gut. Mit dem Licht von mehreren Stirnlampen wird die Nacht fast zum Tag. Anfangs verläuft der Damm am Waldrand, rechts ist der Blick über dunklen Felder frei, schemenhaft zeichnet sich der Jura-Rücken ab, und über uns funkeln die Sterne. Leider lassen sich keine guten Fotos schiessen...



Wir rascheln durchs Laub und warnen einander vor Wurzeln und tief hängenden Ästen, irgendwo hüpft ein Frosch über die Strecke. Bald umschliesst uns der Wald von beiden Seiten, und vor Utzenstorf ist der schmale Weg oft mit faustgrossen runden Steinen durchsetzt. 

Nur selten präsentiert sich der berüchtigte Pfad so schwierig, dass er seinem Übernamen gerecht werden würde - bis zum Sommer werden die umgestürzten Bäume bestimmt entfernt! Der Ho Chi Minh Pfad war ein über 1000 Kilometer langes verstecktes, heimliches Netz von Pfaden, Pisten und Strassen die von Nordvietnam durch Laos und Kambodscha führten, um während des Vietnamkrieges die im Süden kämpfenden Vietkong mit Nachschub zu versorgen.

Dass der schmale Naturweg im Sommer und wenn man nachts ganz alleine unterwegs ist noch anspruchsvoller zu laufen ist, kann ich mir lebhaft vorstellen. Die Vegetation am Wegrand lässt ihn noch schmaler erscheinen und die belaubten Äste hängen tiefer und schwerer als jetzt im Winter.
Beim Emmenlauf 2013 mussten wir kurz die übliche Strecke verlassen und auf den Damm ausweichen. Davon berichtete ich so: "Der Pfad auf dem Damm ist so schmal, dass ich das Gefühl habe, die Bäume und Sträucher am Wegrand würden gleich ihre Äste ausstrecken und mich festhalten."


Kurz nach dieser Passage sehen wir Licht durch die Bäume schimmern und gelangen zur Brücke in Utzenstorf.




Freundliche Helfer versorgen uns mit Bananen und warmem Tee, und ich wage es, wie es uns geraten wurde, auch mal feste Kost und etwas Ungewöhnliches als Verpflegung zu testen.

Die weiteren Kilometer vergehen wie im Flug, so viel gibt es über Laufeinteilung, Ernährung Aufbautraining, Vorbereitungswettkämpfe und dies und das zu fragen und zu diskutieren! Zwischendurch geniessen wir auch mal still das für die Sinne eher ungewohnte Nachtlauferlebnis.
Der weitere Weg führt uns durch offenere Landschaft, rechterhand glitzert das Wasser eines Kanals, der zur Papierfabrik von Utzenstorf strömt. Nach der vorher erlebten Stille im Wald, erscheint sie mit ihren dampfenden Kaminen, dem Gepolter in den Maschinenhallen und den riesigen, glänzenden Stahlkesseln wie ein Ungetüm.



Zweimal quert die Strecke den Kanal, eine geschwungene Brücke bringt uns über die Emme, und bald darauf hat uns die Zivilisation in Biberist wieder. Etwa bei Kilometer 67 verlassen wir die 100 km-Strecke und machen uns auf die Suche nach dem Bahnhof. Eine Gruppe junger Fussballspieler weist uns den Weg, trotzdem verpassen wir die Abfahrt des Zuges, der uns nach Kirchberg hätte zurückbringen sollen.



So kommen wir zu noch mehr faszinierenden 100er Geschichten. Ein Läufer chauffiert uns mit dem Auto zum Ausgangspunkt zurück und berichtet von Erfahrungen mit dem Bieler 100er - seit seinem 18. Lebensjahr hat er keinen Lauf verpasst und war schon 28 Mal dabei! 
Die "Suchtgefahr" scheint hoch zu sein...
Danke Jeannine dass du mich in diese Welt entführt hast - es hat riesig Spass gemacht!


15.2 km lockerer Lauf 5:38 Min./km/ Puls 131
+ 5 hm / - 50 hm / 4° schön
Track http://connect.garmin.com/activity/451514859

Gestern
7.1 km Jogging 6:00 Min/km / Puls 121
+/- 50 hm / 10° schön
Track http://connect.garmin.com/activity/450791306

Sonntag, 23. Februar 2014

Bis die Sonne untergeht

Der Sonntag-Nachtmittag beginnt gemütlich - Kaffee Trinken im Liegestuhl an der Sonne. Doch ein bisschen Joggen in den erwachenden Frühling hinaus, das wär's jetzt!

Ich bin nicht die einzige, die Sonne tanken und die Wärme geniessen will. Es ist als ob die Welt neu erwacht wäre. Velofahrer, Reiter, Spaziergänger, Hunde, Kinder mit Skates und Like a bikes - eines das wohl noch kaum gehen kann, fährt mir direkt vor die Füsse.
Jogger in alle Neonfarben gekleidet schwärmen aus, laufen sich vielleicht fit für die vor der Tür stehenden Wettkämpfe in der Region, den Kerzerslauf oder den GP von Bern?
Im Wald wird vielstimmig jubiliert, Spechte trommeln, riesige Staren-Schwärme machen es sich in Pappeln oder alten Nussbäumen gemütlich und pfeifen im Chor, dass es tönt wie lautes Geschwätz.

Einen solchen Betrieb hab ich auf "meiner" oft ganz einsamen Laufstrecke noch nie erlebt! Nur die Bauernhof-Katzen nehmen es gelassen, und räkeln sich auf sonnenwarmen Fensterbrettern... 



Nach fünf, sechs Kilometern hab ich keine Lust umzudrehen und heim zu laufen. Der Puls ist ruhig, das Ziehen im Kreuz verebbt. Nur noch bis zu den Schneeglöckchen, die unweit in einem Garten blühen, oder bis zur nächsten Anhöhe, um die verschneiten Alpen zu sehen, noch ein Dorf weiter und noch eins - nach dem nächsten Hügel werde ich gemütlich nach Hause rollen...



Doch im nächsten Weiler entdecke ich einen neuen Feldweg. Das Getreide spriesst, frisches Grün leuchtet in der Abendsonne. Ich kann nicht genug kriegen vom warmen Licht und den intensiven Frühlingsfarben, laufe einfach weiter der Sonne entgegen. Der stahlblaue Himmel spiegelt sich in den Pfützen. An einem solchen Tag draussen sein zu können ist ein Geschenk!



Meine Beine sind wie ausgewechselt, die Schwere, die ich gestern beim Longrun gespürt hatte ist verschwunden. Einen Abstecher noch zum nächsten Wald.



Ich laufe bis die Schatten ganz lang werden und die Sonne langsam untergeht! Als ich endlich stehen bleibe, habe ich fast mühelos einen zweiten langen Lauf absolviert. Niemals hätte ich davon gestern zu träumen gewagt...



18.1 km Jogging 5:50 Min./km / Puls 129
+/- 145 hm / 11° schön, leichter Westwind
Track http://connect.garmin.com/activity/450088736

Samstag, 22. Februar 2014

Laufrevier-Grenzen ausdehnen

Das unterhaltsame Longrun-Erlebnis vom letzten Sonntag spornt uns an, zuhause auf Entdeckungstour zu gehen und mehr über die Umgebung zu erfahren.

Diesmal wählen wir keine höhenmeter-optimierte Route. Wir wohnen auf der leicht nach Westen geneigten Hochfläche des Rapperswiler Plateaus. Der Rohnegletscher hat nach der Eiszeit eine hügelige Moränenlandschaft zurückgelassen. Wenn wir beim Trainieren nicht den Höhenlinien folgen, müssen wir uns welligem Profil stellen.



Zuerst geht es zur Brücke über den tiefen Graben des Buechbaches hinunter und ebenso hochprozentig nach Vogelsang hinan. Rundum wird der kleine Weiler idyllisch von Wald umgebenen. Dass es dafür einen Fachbegriff gibt, war uns nicht bewusst - Vogelsang ist eine Rodungsinsel. 



Wenig später haben wir in Zimlisberg 60 Höhenmeter gesammelt. Die Aussicht über das Limpachtal bis zum Jura ist fantastisch, die Sonne wärmt herrlich, wir sehen die erste Lerche dieses "Frühlings" auffliegen und hören sie lange im Steigflug jubilieren. Kann Laufen schöner sein?



Im Tal angelangt, geht es über eine halbe Stunde lang absolut schnurgerade und flach dem Limpach entlang. Seit der Melioration ist der Nebenfluss der Emme kanalisiert, das frühere Sumpfgebiet zwischen Bucheggberg und dem Rapperswiler Plateau, in dem Torf gestochen wurde, ist nun Kulturland. 



Kurz verlassen wir den Kanton Bern, rennen auf Solothurner Gebiet und ziehen an Oberramsern vorbei. Im Strassendörfchen am Südfuss des Bucheggbergs läuft man ins Ziel des Nachtmarathons der Bieler Lauftage. Die 100 Kilometer-Läufer queren hier das breite Tal, um übers Rapperswiler-Plateau zu klettern und Kurs auf Jegenstorf zu nehmen.



Wir folgen dem Limpach, der vor hunderten von Jahren Linbach genannt wurde - der mit Linden bestandene Bach. Prächtige Birken und uralte Linden sind die grösste Attraktion am begradigten Flusslauf. Ein ganzer Chor von Lerchen singt über den noch brach liegenden Äckern, der aufkommende Westwind schiebt uns, und wir haben Mühe unser Bonus-Sekunden-Konto nicht zu gross werden zu lassen.



Das Dorf, das den selben Namen wie der Fluss trägt - Limpach, weist uns den Weg aus dem Tal hinaus. Der anstrengende Anstieg bändigt unser Tempo schnell. Und als wir zurückblicken, ist die kleine Ortschaft, die sich an den Rand des Plateaus duckt, bereits nicht mehr zu sehen.



70 Höhenmeter über dem Limpachtal schlägt uns auf dem "Pass" hinüber nach Büren zum Hof eiskalter Wind entgegen.



Das nächste Zwischenziel ist nicht einfach zu finden. Mehrmals müssen wir anhalten und schlotternd die kleine Radweg-Karten-Kopie zu lesen versuchen.



Schliesslich gelangen wir nach ein paar Zusatzkurven nach Buechhof. Die Dächer dieser Siedlung schimmern jeweils durch den Waldrand, wenn wir bei 30-32 Kilometer Longruns den Wendepunkt im Hambüelwald erreichen. 
Seit 10 Jahren drehen wir oft die selbe geliebte Runde und hatten uns jedesmal gefragt, was jenseits dieser Wendestrecke liege...



Die Bieler-100er-Teilnehmer laufen hier nach etwa 45 zurückgelegten Kilometern geradeaus. Wir biegen nach rechts ab und stellen etwas beunruhigt fest, dass es auf der üblichen Strecke noch 14 Kilometer weit bis nach Hause ist. Die Garmin hat schon über 20 km auf dem Zähler, und wir hatten nur deren 25 geplant.
Nun heisst es möglichst direkte Abkürzungen zu finden - und diese werden wellig sein!


Ein kurzes Stück bietet ein Hügel Windschatten. Die Sonne hat die Waldameisen bereits geweckt, sie sind schon eifrig am krabbeln.




Bei einem alten Stöckli tanken wir Wasser auf. Dann stemmen wir uns gegen den Wind, nehmen die letzten Moränen-Hügel in Angriff und versuchen uns nicht in kaum bekannten Wäldern zu verirren.



Es gelingt ganze sechs Kilometer einzusparen. Der eindrückliche Lauf über unsere Revier-Grenzen hinaus ist nach 28 Kilometern geschafft. Aber er zeigt mir meine Grenzen auf. Kreuz und Muskelansätze der hinteren Oberschenkel reagierten auf dem letzten Drittel wieder empfindich auf Schläge. Wo ist das gute Dubai-Marathon-Laufgefühl geblieben?!

28.1 km Longrun 5:35 Min./km / Puls 143
+/- 295 hm / 4° sonnig bis wolkig, zunehmender Westwind
Track http://connect.garmin.com/activity/449134103

Donnerstag, 20. Februar 2014

Üble Viren?

Die Grippewelle schwappt über's Land. In den Schulen fehlen halbe Klassen, und es hat eine Stunde gedauert, bis die Leitung zum Gymnasium-Sekretariat frei war, damit ich unseren Sohn abmelden konnte!
Wenn ein Familienmitglied im Bett liegt, bin auch ich meist nicht 100% fit. Weder richtig krank noch voller Energie. Solidarisch ist mir auch ein bisschen übel.


Den heutigen Mitteltempo-Dauerlauf will ich unbedingt ruhiger angehen als vor einer Woche. Wir treffen die geplanten 5:05 Min./km diesmal tatsächlich besser. Weniger anstrengend fühlt sich der Sonnenutergangs-Lauf unter in allen Pastellfarben angestrahlten Federwolken doch nicht an. Zum flauen Gefühl im Magen kommen unterwegs noch Kreuzschmerzen...

Wie so oft in dieser Situation stelle ich mir die Frage, ob und wie ich weiter trainieren soll, wenn das Immunsystem mit Abwehrarbeit beschäftigt ist.


13 km Mitteltempo 5:01 Min./km / Puls 150.8
in 17.1 km / 5:14 Min./km / Puls 145
+/- 110 hm / 8° schön
Track http://connect.garmin.com/activity/448275497

Gestern
6.2 km unterwegs mit den lätti runners 6:31 Min./km / Puls 129
3 x 5 Min. schnell
+/- 10 hm / 6° schön
Track http://connect.garmin.com/activity/447780328

Dienstag, 18. Februar 2014

Auf der Pirsch

Mein lockeres Training will mir heute nicht gelingen. Bis weit nach Mittag hatte ich gewartet, dass sich der Nebel auflöse. Über sechs Stunden nach dem Frühstück laufe ich hungrig los. Da schleichen immer noch feuchtkalte Nebelfetzen über die Felder.
Nach zehn Minuten habe ich den Eindruck, mich mühsam voranzuschleppen und bin gleichzeitig erstaunt und frustriert darüber, dass ich das Tempo wieder nicht in den Griff kriege?!


Am Waldrand vor dem Weiler Scheunen reisst mich ein lauter Vogelruf aus den Gedanken. Etwa ein Dutzend durchdringende Töne schallen rasch aneinander gereiht durch den Wald. So etwas habe ich noch nie gehört!
Ich kann aber nichts entdecken. Die Stimme ist so eindringlich, dass es sich um ein grosses Tier handeln muss. Ein Greifvogel?

Der eigenartige Ruf ist immer noch zu hören, als ich einen knappen Kilometer später wende! Zurück beim Waldrand unterbreche ich meinen Lauf. Ich möchte zu gern wissen, wer sich da versteckt und pirsche näher zum Baum von dem die Laute kommen - so gut man sich mit einem knallroten Laufshirt anschleichen kann...


Die nackten Äste der grossen Buche scheinen leer. Die Silhouette eines Raubvogels müsste doch leicht zu entdecken sein! Endlich regt sich fast zu oberst am Stamm ein schwarzer Kopf im Takt der lauten Krächzer. Ein Specht?
Ich mache einen Schritt zu viel, dem Vogel wird es zu bunt, er fliegt auf - es scheint nur eine Krähe zu sein - gross und schwarz.
 
Doch der Schwanz - markant, keilförmig mit starken spitzen Steuerfedern - passt nicht zu einer Krähe... 

Ob es ein Schwarzspecht ist? Einen solchen habe ich noch nie gesehen - ob es die hier überhaupt gibt?

Zuhause schaue ich in der Datenbank der Vogelwarte nach. Die Vermutung ist ein Volltreffer. Es war ein Schwarzspecht - 10 Mal seltener als der Buntspecht - nur 3'000 bis 5'000 Paare soll es in der Schweiz geben! Da hab ich offenbar eine "Perle" entdeckt.

12.1 km lockerer Lauf 5:30 Min./km / Puls 136
+/- 105 hm / 5° Nebel, der sich langsam auflöst
Track http://connect.garmin.com/activity/447240006

Sonntag, 16. Februar 2014

Einmal um den See

Auf dem Weg zu einer Einladung im Zugerland nutzen wir die Gelegenheit zu einem Training am Sempachersee. Das Auto lassen wir beim Campingplatz in Sempach stehen. Ein paar Geldscheine stecken im Trinkgurt, falls uns der Weg rund um den See zu weit werden sollte und wir ein Taxi rufen müssten...


Das Wetter ist unfreundlich grau und kalt. Gegenwind erwartet uns auf den ersten 10 Kilometern.


Während wir das Städchen Sempach verlassen, fragen wir uns, ob sich auf und am Wasser so viele gefiederte Wesen tummeln, weil die Schweizerische Vogelwarte (Institut für Vogelkunde und Vogelschutz) hier ihren Sitz hat.


Der Wind hilft uns nicht, die munteren Beine im Zaum zu halten. Schnell ist die halbe See-Länge bewältigt. Andi's alte Heimat schrumpft zu einem "Swissminiatur"-Park zusammen. Distanzen, die in der Kindheit und Jugend immens schienen, sind heute im Nu bewältigt. 


Nach einer Dreiviertelstunde gelangen wir bereits zur Wallfahrts-Kapelle Mariazell, die auf einer Stirnmoräne thront...


... und den "Triechter", das Seebecken von Sursee. Die bleiche Sonnenscheibe zeigt sich kurz. Der Blick in die Alpen bleibt aber verhüllt. 


An der Suhre, dem Nebenflüsschen der Aare, das aus dem Sempachersee entspringt, gucken wir in die Fischzuchtbecken. Ausser den riesigen Augen ist an den kleinen Fischchen noch erstaunlich wenig dran!


Wenn es uns schon nicht gelingt, die Pace wie geplant im Griff zu halten (5:40 Min./km), so gönnen wir uns ein paar Abstecher. Einer führt uns zu Andi's Elternhaus an der Haltestelle Oberkirch. 


Jenseits der Geleise erlauben wir uns gar ein, zwei Minuten Pause. Um die Figuren in der Kapelle der Heiligen Barbara in Ruhe zu betrachten. 




Das winzige Gotteshaus steht direkt an einer der Hauptverkehrsachsen der Schweiz (Basel-Chiasso). Alle paar Minuten brausen Schnellzüge vorbei.


Auf unserem weiteren Weg der linken Seeseite entlang geniessen wir Rückenwind-Unterstützung.


Die Strecke bleibt trotz der tristen Wetterlage attraktiv. Die Rigi, die Königin der Berge guckt aus den Wolken hervor.




Sursee liegt schon wieder weit zurück. Langsam geht die Energie aus, denn so flach, wie man einen Uferweg erwartet ist dieser keineswegs. Jetzt ist mir klar, weshalb ich den Halbmarathon-Wettkampf um den Sempachersee 2012 als anspruchsvoll erlebt hatte.



Nach 19.5 Kilometern ist die Sempachersee-Umrundung geschafft.


Damit aus diesem Training mindestens ein Halbmarathon werde, machen wir uns noch zum Stadttor vom Sempach auf und entdecken dabei, in welch luftiger Höhe Graureiher ihre Nester errichten.


Zufrieden mit diesem unterhaltsamen Sonntagslauf stärken wir uns in der nahen Raststätte mit einer Riesenportion Pasta und Salat.

Sonnigere Bilder aus Sempach gibt es im Post vom Hellenbardenlauf 2012 zu sehen.

22.5 km Longrun 5:30 Min./km / Puls 135
+/- 70 hm / 5° leichter Wind
Track http://connect.garmin.com/activity/446212420